Umwelt
Antidepressivum macht Vögel lustlos
07/11/2014
Medikamente wirken - und das auch noch, wenn sie ausgeschieden werden und mit dem Abwasser in die Umwelt gelangen. Das kann Folgen für Tiere und Pflanzen haben.
von Jan Osterkamp
Der gegen Depressionen verschriebene Wirkstoff Fluoxetin sollte nicht in größeren Mengen in die Umwelt gelangen, warnen Forscherinnen. Sie hatten beobachtet, dass schon geringste mit dem Futter aufgenommene Mengen das Verhalten von Vögeln drastisch verändern können: Weibliche Stare (Sturnus vulgaris) zeigten dann unter anderem keinerlei Interesse mehr an Balzpartnern.
Die Forscherinnen hatten zuvor ausgerechnet, welche Fluoxetinmengen unter natürlichen Bedingungen überhaupt in Singvögel gelangen könnten. Dazu untersuchten sie unter anderem Regenwürmer, die in abwassergesättigten Böden lebten, und stellten fest, dass in den Würmern rund drei bis fünf Prozent der Fluoxetinkonzentration zu finden sein kann, die nach einer Behandlung auch in Patienten nachweisbar ist. Mit den Würmern reichert sich der Wirkstoff dann im Vogel an.
Unter kontrollierten Bedingungen gaben die Forscherinnen nun im Experiment Staren eine vergleichbare Dosis von Fluoxetin und analysierten deren Verhalten im Vergleich zu nicht behandelten Exemplaren. Neben der Lustlosigkeit hatten die Tiere offensichtlich auch weniger Appetit. Ihre Stimmung – ermittelt in typischen Verhaltensexperimenten, die etwa Angst- und Stressreaktionen messen – änderte sich dagegen wohl nicht, schlussfolgern die Forscher vorsichtig. Es sei aber auch nicht zu erwarten, dass der SSRI (Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer) Fluoxetin im Hirn der Vögel ähnlich arbeite wie im Menschen.
Die Forscherinnen erinnern daran, dass Fluoxetin ein sehr hilfreiches Arzneimittel bei der Behandlung schwer erkrankter Menschen ist; natürlich wollen sie im Licht ihrer Ergebnisse nicht, dass der Einsatz des Wirkstoffs weniger eingesetzt wird. Allerdings sei ihr Fund ein weiterer von zuletzt vielen Belegen dafür, dass die Rückstände von Medikamenten im Abwasser Umweltfolgen haben. Zumindest sollten regelmäßig Proben genommen und untersucht werden, um das Risiko überwachen zu können.
Quelle: © Spektrum.de
Schmerzmittel belasten deutsche Gewässer
08/02/2012
Umweltbundesamt | Pressemitteilung 07/2012
Jährlich mehrere hundert Tonnen an Arzneimitteln im Abwasser
In deutschen Gewässern und Böden lassen sich Arzneimittelrückstände mittlerweile immer häufiger nachweisen. Das belegen aktuelle Daten aus Forschungsprojekten und der Gewässerüberwachung. Jeden Tag gelangen mehrere Tonnen an Arzneimittelwirkstoffen in die Umwelt, hauptsächlich durch die menschliche Ausscheidung, mehrere hundert Tonnen pro Jahr zusätzlich durch die unsachgemäße Entsorgung von Altmedikamenten über die Toilette. Wie sich diese Substanzen auf die Umwelt auswirken, wird derzeit nicht systematisch untersucht. Diese Lücke muss nach Auffassung des Umweltbundesamtes (UBA) ein zulassungsbegleitendes Umweltmonitoring schließen. „Die Vorsorge beim Umgang mit Arzneimittelrückständen muss verbessert werden, denn diese Stoffe können problematisch für die Umwelt sein. Eine bessere Überwachung soll helfen, Belastungsschwerpunkte und ökologische Auswirkungen von Medikamenten zu erkennen und die medizinische Versorgung umweltverträglicher zu gestalten.“, erklärt UBA-Präsident Jochen Flasbarth.
Vorkommen und Auswirkungen von Arzneimitteln in der Umwelt werden nach Meinung des Umweltbundesamtes unterschätzt. Wegen des demografischen Wandels unserer Gesellschaft wird die Konzentration von Humanarzneimitteln in der Umwelt vermutlich noch weiter zunehmen. Jochen Flasbarth: „Das UBA empfiehlt daher, ein Umweltmonitoring für Arzneimittel einzuführen. Es soll bereits im Zulassungsprozess für Medikamente verankert werden. Dadurch kann der Schutz der Umwelt gestärkt und die Versorgung der Patienten umweltverträglicher gestaltet werden.“
Eine aktuelle Literaturstudie, die im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, führt die aus Umweltsicht besonders problematischen Arzneimittel auf. Die Studie enthält Daten zu Verhalten und Vorkommen von Arzneimitteln in der Umwelt, priorisiert nach Verbrauchsmenge, Umweltkonzentration und umweltschädigendem Potenzial. Von den 156 in Deutschland in verschiedenen Umweltmedien nachgewiesenen Arzneimittelwirkstoffen wurden 24 mit hoher Priorität eingestuft. Das bedeutet, dass diese Stoffe ein hohes Potential haben, Umweltorganismen zu schädigen. Einer dieser Wirkstoffe ist das weit verbreitete Schmerzmittel „Diclofenac“, welches Nierenschäden in Fischen hervorrufen kann und mittlerweile in sehr vielen Gewässern zu finden ist. Es steht deshalb auch auf der EU-Kandidatenliste für neue so genannte prioritäre Stoffe zur EG-Wasserrahmenrichtlinie.
Arzneimittel gelangen hauptsächlich mit dem häuslichen Abwasser in die Umwelt. Die meisten Stoffe werden nach der Einnahme – oft unverändert – wieder ausgeschieden. Schätzungsweise mehrere hundert Tonnen pro Jahr nicht verbrauchter Medikamente entsorgen viele Bürger unsachgemäß direkt über Spüle oder Toilette. Da viele Kläranlagen heute noch nicht in der Lage sind, alle Stoffe rückstandslos abzubauen oder zurückzuhalten, erreicht der Rest, wenn auch stark verdünnt, die Flüsse und kann dort besonders empfindliche Organismen wie Fische dauerhaft schädigen. Um gezielt Minderungsmaßnahmen bei der Abwasserreinigung in Kläranlagen ergreifen zu können, muss die Belastungssituation mit solchen Problemsubstanzen jetzt identifiziert werden.
Selbst im Trinkwasser können sehr geringe Konzentrationen enthalten sein. Pro Liter Wasser handelt sich dabei um Bruchteile von Mikrogramm. Zur Demonstration: Ein Mikrogramm pro Liter entspricht etwa der Zuckerkonzentration in einem 50 m-Schwimmbecken, in dem ein Stück Würfelzucker aufgelöst wurde. Trinkwasserhygienisch sind diese Arzneimittelspuren zwar unerwünscht, für den Menschen besteht dadurch aber keine Gesundheitsgefahr. Alle jetzt zu treffenden Maßnahmen zum Schutz des Trinkwassers dienen deshalb der Vorsorge und langfristigen Versorgungssicherheit, nicht der Abwehr konkreter Risiken.
Weitere Informationen und Links:
Die Prüfung der Umweltwirkungen von Arzneimitteln ist EU-weit fester Bestandteil der Zulassungsverfahren. In Deutschland ist das Umweltbundesamt seit 1998 für die Umweltrisikobewertung von Human- und Tierarzneimitteln zuständig. Im Falle eines Umweltrisikos kann das Umweltbundesamt Auflagen zur Risikominderung erwirken oder bei Tierarzneimitteln sogar die Zulassung verweigern. Die Umweltrisikobewertung bei der Zulassung beruht u.a. auf berechneten Umweltkonzentrationen. Ein systematisches Monitoring der tatsächlichen Umweltkonzentrationen gibt es bisher nicht. Das soll sich nach Wunsch des Umweltbundesamtes in Zukunft ändern. Ein an die Zulassung gekoppeltes Monitoring kann dazu beitragen, die tatsächlichen Umweltkonzentrationen von als kritisch eingeschätzten Arzneimitteln zu bestimmen und das Umweltrisiko besser einzuschätzen.
Gutachten „Zusammenstellung von Monitoringdaten zu Umweltkonzentrationen von Arzneimitteln“:
http://www.uba.de/uba-info-medien/4188.html
Ergebnisse des Workshops „Monitoring von Arzneimitteln in der Umwelt - Notwendigkeit, Erfahrungen und Perspektiven für die Arzneimittelzulassung“: http://www.umweltbundesamt.de/chemikalien/arzneimittel/workshop_monitoring_arzneimittel.htm
Das Umweltbundesamt hat vor kurzem eine Empfehlung für praktische Minderungsmaßnahmen zum Schutz des Trinkwassers herausgegeben, die bereits am Beginn der Verschmutzungskette ansetzen: http://www.umweltdaten.de/wasser/themen/trinkwasserkommission/massnahmeempfehlung_hamr.pdf
Publikation des Umweltbundesamtes und des Instituts für Sozialökologie in Frankfurt/Main: Handlungsmöglichkeiten zur Minderung des Eintrags von Humanarzneimitteln und ihren Rückständen in das Roh- und Trinkwasser:
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4024.html
Dessau-Roßlau, 08.02.2012
(5.642 Zeichen)
Pressesprecher: Martin Ittershagen
Stellvertretender Pressesprecher: Stephan Gabriel Haufe
Mitarbeiter/innen: Fotini Mavromati, Marc Rathmann, Martin Stallmann Sekretariat: Doreen Redlich, Uwe Weber
Telefon: 0340/2103 -2122, -6625, -2318, -2250, -2507, -2669, -2637
Adresse: Umweltbundesamt, Postfach 1406, 06813 Dessau-Roßlau
E-Mail: pressestelle@uba.de
Internet: www.umweltbundesamt.de
Facebook: www.facebook.com/umweltbundesamt.de
Jährlich mehrere hundert Tonnen an Arzneimitteln im Abwasser
In deutschen Gewässern und Böden lassen sich Arzneimittelrückstände mittlerweile immer häufiger nachweisen. Das belegen aktuelle Daten aus Forschungsprojekten und der Gewässerüberwachung. Jeden Tag gelangen mehrere Tonnen an Arzneimittelwirkstoffen in die Umwelt, hauptsächlich durch die menschliche Ausscheidung, mehrere hundert Tonnen pro Jahr zusätzlich durch die unsachgemäße Entsorgung von Altmedikamenten über die Toilette. Wie sich diese Substanzen auf die Umwelt auswirken, wird derzeit nicht systematisch untersucht. Diese Lücke muss nach Auffassung des Umweltbundesamtes (UBA) ein zulassungsbegleitendes Umweltmonitoring schließen. „Die Vorsorge beim Umgang mit Arzneimittelrückständen muss verbessert werden, denn diese Stoffe können problematisch für die Umwelt sein. Eine bessere Überwachung soll helfen, Belastungsschwerpunkte und ökologische Auswirkungen von Medikamenten zu erkennen und die medizinische Versorgung umweltverträglicher zu gestalten.“, erklärt UBA-Präsident Jochen Flasbarth.
Vorkommen und Auswirkungen von Arzneimitteln in der Umwelt werden nach Meinung des Umweltbundesamtes unterschätzt. Wegen des demografischen Wandels unserer Gesellschaft wird die Konzentration von Humanarzneimitteln in der Umwelt vermutlich noch weiter zunehmen. Jochen Flasbarth: „Das UBA empfiehlt daher, ein Umweltmonitoring für Arzneimittel einzuführen. Es soll bereits im Zulassungsprozess für Medikamente verankert werden. Dadurch kann der Schutz der Umwelt gestärkt und die Versorgung der Patienten umweltverträglicher gestaltet werden.“
Eine aktuelle Literaturstudie, die im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführt wurde, führt die aus Umweltsicht besonders problematischen Arzneimittel auf. Die Studie enthält Daten zu Verhalten und Vorkommen von Arzneimitteln in der Umwelt, priorisiert nach Verbrauchsmenge, Umweltkonzentration und umweltschädigendem Potenzial. Von den 156 in Deutschland in verschiedenen Umweltmedien nachgewiesenen Arzneimittelwirkstoffen wurden 24 mit hoher Priorität eingestuft. Das bedeutet, dass diese Stoffe ein hohes Potential haben, Umweltorganismen zu schädigen. Einer dieser Wirkstoffe ist das weit verbreitete Schmerzmittel „Diclofenac“, welches Nierenschäden in Fischen hervorrufen kann und mittlerweile in sehr vielen Gewässern zu finden ist. Es steht deshalb auch auf der EU-Kandidatenliste für neue so genannte prioritäre Stoffe zur EG-Wasserrahmenrichtlinie.
Arzneimittel gelangen hauptsächlich mit dem häuslichen Abwasser in die Umwelt. Die meisten Stoffe werden nach der Einnahme – oft unverändert – wieder ausgeschieden. Schätzungsweise mehrere hundert Tonnen pro Jahr nicht verbrauchter Medikamente entsorgen viele Bürger unsachgemäß direkt über Spüle oder Toilette. Da viele Kläranlagen heute noch nicht in der Lage sind, alle Stoffe rückstandslos abzubauen oder zurückzuhalten, erreicht der Rest, wenn auch stark verdünnt, die Flüsse und kann dort besonders empfindliche Organismen wie Fische dauerhaft schädigen. Um gezielt Minderungsmaßnahmen bei der Abwasserreinigung in Kläranlagen ergreifen zu können, muss die Belastungssituation mit solchen Problemsubstanzen jetzt identifiziert werden.
Selbst im Trinkwasser können sehr geringe Konzentrationen enthalten sein. Pro Liter Wasser handelt sich dabei um Bruchteile von Mikrogramm. Zur Demonstration: Ein Mikrogramm pro Liter entspricht etwa der Zuckerkonzentration in einem 50 m-Schwimmbecken, in dem ein Stück Würfelzucker aufgelöst wurde. Trinkwasserhygienisch sind diese Arzneimittelspuren zwar unerwünscht, für den Menschen besteht dadurch aber keine Gesundheitsgefahr. Alle jetzt zu treffenden Maßnahmen zum Schutz des Trinkwassers dienen deshalb der Vorsorge und langfristigen Versorgungssicherheit, nicht der Abwehr konkreter Risiken.
Weitere Informationen und Links:
Die Prüfung der Umweltwirkungen von Arzneimitteln ist EU-weit fester Bestandteil der Zulassungsverfahren. In Deutschland ist das Umweltbundesamt seit 1998 für die Umweltrisikobewertung von Human- und Tierarzneimitteln zuständig. Im Falle eines Umweltrisikos kann das Umweltbundesamt Auflagen zur Risikominderung erwirken oder bei Tierarzneimitteln sogar die Zulassung verweigern. Die Umweltrisikobewertung bei der Zulassung beruht u.a. auf berechneten Umweltkonzentrationen. Ein systematisches Monitoring der tatsächlichen Umweltkonzentrationen gibt es bisher nicht. Das soll sich nach Wunsch des Umweltbundesamtes in Zukunft ändern. Ein an die Zulassung gekoppeltes Monitoring kann dazu beitragen, die tatsächlichen Umweltkonzentrationen von als kritisch eingeschätzten Arzneimitteln zu bestimmen und das Umweltrisiko besser einzuschätzen.
Gutachten „Zusammenstellung von Monitoringdaten zu Umweltkonzentrationen von Arzneimitteln“:
http://www.uba.de/uba-info-medien/4188.html
Ergebnisse des Workshops „Monitoring von Arzneimitteln in der Umwelt - Notwendigkeit, Erfahrungen und Perspektiven für die Arzneimittelzulassung“: http://www.umweltbundesamt.de/chemikalien/arzneimittel/workshop_monitoring_arzneimittel.htm
Das Umweltbundesamt hat vor kurzem eine Empfehlung für praktische Minderungsmaßnahmen zum Schutz des Trinkwassers herausgegeben, die bereits am Beginn der Verschmutzungskette ansetzen: http://www.umweltdaten.de/wasser/themen/trinkwasserkommission/massnahmeempfehlung_hamr.pdf
Publikation des Umweltbundesamtes und des Instituts für Sozialökologie in Frankfurt/Main: Handlungsmöglichkeiten zur Minderung des Eintrags von Humanarzneimitteln und ihren Rückständen in das Roh- und Trinkwasser:
http://www.umweltbundesamt.de/uba-info-medien/4024.html
Dessau-Roßlau, 08.02.2012
(5.642 Zeichen)
Pressesprecher: Martin Ittershagen
Stellvertretender Pressesprecher: Stephan Gabriel Haufe
Mitarbeiter/innen: Fotini Mavromati, Marc Rathmann, Martin Stallmann Sekretariat: Doreen Redlich, Uwe Weber
Telefon: 0340/2103 -2122, -6625, -2318, -2250, -2507, -2669, -2637
Adresse: Umweltbundesamt, Postfach 1406, 06813 Dessau-Roßlau
E-Mail: pressestelle@uba.de
Internet: www.umweltbundesamt.de
Facebook: www.facebook.com/umweltbundesamt.de
Energiesparlampen: Bei Bruch ist Lüften das A&O
25/08/2011
Umweltbundesamt | Pressemitteilung 39/2011
UBA empfiehlt Sicherheitsinfo auf der Verpackung
Neue Messungen des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen: Wer nach dem Zerbrechen einer Energiesparlampe sofort und gründlich lüftet, muss keine Gesundheitsrisiken durch Quecksilber befürchten. Diesen Sicherheitshinweis sollten die Hersteller allen Verpackungen beifügen, empfiehlt das UBA, dessen Präsident Jochen Flasbarth auch Nachholbedarf bei der Bruchsicherheit von Energiesparlampen sieht: „Splittergeschützte Modelle mit Plastik- oder Silikonmantel bieten schon heute Vorteile, da sie das sichere Aufräumen zerbrochener Lampen vereinfachen. Benötigt werden aber noch Lampen, aus denen das Quecksilber im Falle eines Bruches gar nicht erst austritt.“. Durch die neuen Messungen fand das UBA auch Hinweise, dass aus Energiesparlampen mit Amalgamtechnik deutlich weniger Quecksilber austritt, als aus solchen mit flüssigem Quecksilber. Den von der Europäischen Union (EU) beschlossenen Ausstieg aus der Glühbirnentechnik hält das UBA weiter für richtig, so Flasbarth: „Die bisherigen Glühlampen sind zu große Energieverschwender.“ Ab dem 1. September 2011 dürfen unter anderem Standardglühbirnen über 40 Watt, also auch die weit verbreitete 60-Watt-Birne, nicht mehr in den Handel gebracht werden.
Das UBA hat bei vier neuwertigen Lampentypen die gesundheitlichen Risiken des Quecksilberdampfes nach Zerbrechen der Energiesparlampe untersucht. Versuche in einem Büroraum bestätigten eindeutig, dass schnelles und gründliches Lüften von 15 Minuten im Falle eines Bruches ausreichenden Schutz bietet. Danach können die Bruchreste bei weiter geöffnetem Fenster sachgerecht entsorgt werden. Ohne Lüften jedoch können gesundheitlich relevante Konzentrationen im Innenraum über mehrere Stunden auftreten und im ungünstigsten Falle bis zu zwei Tage andauern.
Die untersuchten Produkte enthielten Quecksilber mit jeweils unterschiedlichen Anteilen von 1,5 bis 2 Milligramm (mg), dosiert als Flüssigquecksilber, Quecksilber-Eisen-Pille oder als Amalgam gebunden. Neuwertige Energiesparlampen mit Amalgam dampften bei den Versuchen des UBA deutlich weniger Quecksilber aus als Lampentypen mit anderer Quecksilbertechnik. Eine Studie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bestätigt das.
Das UBA untersuchte die Energiesparlampen auch auf ihre Bruchsicherheit. Das Ergebnis: Bisher ist keine Lampe vollständig bruchsicher; die handelsüblichen Schutzhüllen verhindern nicht, dass Quecksilber austreten kann. Energiesparlampen mit Splitterschutz, die etwa einen Silikonüberzug besitzen, brechen allerdings nicht so schnell. Außerdem sind sie besser gegen Zerbersten geschützt, so dass sich der Scherbenbruch bei diesen Lampen einfacher beseitigen lässt.
Allerdings ist das Angebot splittergeschützter Lampen noch sehr begrenzt. Flasbarth appelliert deshalb an die Industrie, das Angebot an bruchsicheren Lampen weiter zu erhöhen: „Zerbrechen die Lampen, darf grundsätzlich kein Quecksilber austreten. Mit bruchsicheren Hüllen und Splitterschutz lässt sich das zum Beispiel erreichen.“ Auf längere Sicht empfiehlt das UBA, Lampen zu entwickeln, die ganz ohne Quecksilber auskommen; etwa die bereits im Handel erhältliche LED-Technik.
Energiesparlampen sind ein Ersatz für Glühlampen. Diese können die neuen EU-Effizienzvorschriften (EG 244/2009) vielfach nicht erfüllen und werden deshalb nach und nach vom Markt genommen. Ab dem 1. September 2011 dürfen Standardglühlampen mit mehr als 40 Watt nicht mehr auf den Markt gelangen. Ab dem Herbst 2012 gilt dies auch für Lampen mit mehr als 10 Watt; Lampen mit weniger Watt, wie bei Weihnachtsbeleuchtung, sind weiter erlaubt. Die Verordnung soll helfen, den erheblichen Stromverbrauch durch Haushaltslampen von rund 112 Milliarden Kilowattstunden in der EU im Jahre 2007 zu senken. Im günstigsten Falle kann der Stromverbrauch bis zum Jahr 2020 um 39 Milliarden Kilowattstunden gesenkt werden – das entspricht der Jahresleistung von rund 10 Großkraftwerken (mit je 800 Megawatt Leistung).
Das Hintergrundpapier „Energiesparlampen in der Diskussion“ kann unter http://www.uba.de/uba-info-medien/3964.html heruntergeladen werden.
Ausführliche Informationen und Sicherheitshinweise bei Lampenbruch unter http://www.umweltbundesamt.de/energie/licht/hgf.htm.
Die nächstgelegene Sammelstelle für Energiesparlampen unter http://www.lichtzeichen.de/
Dessau-Roßlau, 25.08.2011
UBA empfiehlt Sicherheitsinfo auf der Verpackung
Neue Messungen des Umweltbundesamtes (UBA) zeigen: Wer nach dem Zerbrechen einer Energiesparlampe sofort und gründlich lüftet, muss keine Gesundheitsrisiken durch Quecksilber befürchten. Diesen Sicherheitshinweis sollten die Hersteller allen Verpackungen beifügen, empfiehlt das UBA, dessen Präsident Jochen Flasbarth auch Nachholbedarf bei der Bruchsicherheit von Energiesparlampen sieht: „Splittergeschützte Modelle mit Plastik- oder Silikonmantel bieten schon heute Vorteile, da sie das sichere Aufräumen zerbrochener Lampen vereinfachen. Benötigt werden aber noch Lampen, aus denen das Quecksilber im Falle eines Bruches gar nicht erst austritt.“. Durch die neuen Messungen fand das UBA auch Hinweise, dass aus Energiesparlampen mit Amalgamtechnik deutlich weniger Quecksilber austritt, als aus solchen mit flüssigem Quecksilber. Den von der Europäischen Union (EU) beschlossenen Ausstieg aus der Glühbirnentechnik hält das UBA weiter für richtig, so Flasbarth: „Die bisherigen Glühlampen sind zu große Energieverschwender.“ Ab dem 1. September 2011 dürfen unter anderem Standardglühbirnen über 40 Watt, also auch die weit verbreitete 60-Watt-Birne, nicht mehr in den Handel gebracht werden.
Das UBA hat bei vier neuwertigen Lampentypen die gesundheitlichen Risiken des Quecksilberdampfes nach Zerbrechen der Energiesparlampe untersucht. Versuche in einem Büroraum bestätigten eindeutig, dass schnelles und gründliches Lüften von 15 Minuten im Falle eines Bruches ausreichenden Schutz bietet. Danach können die Bruchreste bei weiter geöffnetem Fenster sachgerecht entsorgt werden. Ohne Lüften jedoch können gesundheitlich relevante Konzentrationen im Innenraum über mehrere Stunden auftreten und im ungünstigsten Falle bis zu zwei Tage andauern.
Die untersuchten Produkte enthielten Quecksilber mit jeweils unterschiedlichen Anteilen von 1,5 bis 2 Milligramm (mg), dosiert als Flüssigquecksilber, Quecksilber-Eisen-Pille oder als Amalgam gebunden. Neuwertige Energiesparlampen mit Amalgam dampften bei den Versuchen des UBA deutlich weniger Quecksilber aus als Lampentypen mit anderer Quecksilbertechnik. Eine Studie des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit bestätigt das.
Das UBA untersuchte die Energiesparlampen auch auf ihre Bruchsicherheit. Das Ergebnis: Bisher ist keine Lampe vollständig bruchsicher; die handelsüblichen Schutzhüllen verhindern nicht, dass Quecksilber austreten kann. Energiesparlampen mit Splitterschutz, die etwa einen Silikonüberzug besitzen, brechen allerdings nicht so schnell. Außerdem sind sie besser gegen Zerbersten geschützt, so dass sich der Scherbenbruch bei diesen Lampen einfacher beseitigen lässt.
Allerdings ist das Angebot splittergeschützter Lampen noch sehr begrenzt. Flasbarth appelliert deshalb an die Industrie, das Angebot an bruchsicheren Lampen weiter zu erhöhen: „Zerbrechen die Lampen, darf grundsätzlich kein Quecksilber austreten. Mit bruchsicheren Hüllen und Splitterschutz lässt sich das zum Beispiel erreichen.“ Auf längere Sicht empfiehlt das UBA, Lampen zu entwickeln, die ganz ohne Quecksilber auskommen; etwa die bereits im Handel erhältliche LED-Technik.
Energiesparlampen sind ein Ersatz für Glühlampen. Diese können die neuen EU-Effizienzvorschriften (EG 244/2009) vielfach nicht erfüllen und werden deshalb nach und nach vom Markt genommen. Ab dem 1. September 2011 dürfen Standardglühlampen mit mehr als 40 Watt nicht mehr auf den Markt gelangen. Ab dem Herbst 2012 gilt dies auch für Lampen mit mehr als 10 Watt; Lampen mit weniger Watt, wie bei Weihnachtsbeleuchtung, sind weiter erlaubt. Die Verordnung soll helfen, den erheblichen Stromverbrauch durch Haushaltslampen von rund 112 Milliarden Kilowattstunden in der EU im Jahre 2007 zu senken. Im günstigsten Falle kann der Stromverbrauch bis zum Jahr 2020 um 39 Milliarden Kilowattstunden gesenkt werden – das entspricht der Jahresleistung von rund 10 Großkraftwerken (mit je 800 Megawatt Leistung).
Das Hintergrundpapier „Energiesparlampen in der Diskussion“ kann unter http://www.uba.de/uba-info-medien/3964.html heruntergeladen werden.
Ausführliche Informationen und Sicherheitshinweise bei Lampenbruch unter http://www.umweltbundesamt.de/energie/licht/hgf.htm.
Die nächstgelegene Sammelstelle für Energiesparlampen unter http://www.lichtzeichen.de/
Dessau-Roßlau, 25.08.2011
Frühzeitig auffinden und bewerten
16/08/2011
Quelle: UBA
Bund und Länder beobachten seit Jahren das Vorkommen von Arzneimittel-Rückständen im Wasserkreislauf. Noch längst nicht alle befinden sich im Blickfeld der Analytik. Im Trinkwasser bewertet sie das UBA mangels zuverlässiger toxikologischer Daten häufig mit Hilfe gesundheitsbasierter Vorsorgewerte. Auf Basis von Literaturdaten identifizierte das Universitätsklinikum Freiburg 19 bisher kaum bekannte Arzneimittel-Rückstände, die offenbar in Mengen von mehr als 10 Tonnen pro Jahr in die Gewässer gelangen.
Gesundheitsbasierte Vorsorgewerte brauchen auch für schlecht bewertbare nicht beliebig niedrig zu sein. Sie sollten aber vorausschauend und nicht falsch über die Abwesenheit möglicher Wirkungen informieren. Rechnerbasierte Stoffbewertungen (QSAR) helfen bereits heute, die richtige Höhe solcher Vorsorgewerte zu finden. Die Kombination mehrerer, qualitativ sehr unterschiedlicher QSAR zur prognostischen Bewertung eines Stoffes ist ein mit diesem Projekt erstmals verfolgter Ansatz. Er ist wissenschaftlich anspruchsvoll und aus regulatorischer Sicht hoch attraktiv. Weitere rechnerbasierte Methoden bis hin zur Findung von Wirkhypothesen am Bildschirm (in silico-Across-Reading) könnten ihn in naher Zukunft ergänzen.
Bericht herunterladen: http://www.uba.de/uba-info-medien/4149.html
Bund und Länder beobachten seit Jahren das Vorkommen von Arzneimittel-Rückständen im Wasserkreislauf. Noch längst nicht alle befinden sich im Blickfeld der Analytik. Im Trinkwasser bewertet sie das UBA mangels zuverlässiger toxikologischer Daten häufig mit Hilfe gesundheitsbasierter Vorsorgewerte. Auf Basis von Literaturdaten identifizierte das Universitätsklinikum Freiburg 19 bisher kaum bekannte Arzneimittel-Rückstände, die offenbar in Mengen von mehr als 10 Tonnen pro Jahr in die Gewässer gelangen.
Gesundheitsbasierte Vorsorgewerte brauchen auch für schlecht bewertbare nicht beliebig niedrig zu sein. Sie sollten aber vorausschauend und nicht falsch über die Abwesenheit möglicher Wirkungen informieren. Rechnerbasierte Stoffbewertungen (QSAR) helfen bereits heute, die richtige Höhe solcher Vorsorgewerte zu finden. Die Kombination mehrerer, qualitativ sehr unterschiedlicher QSAR zur prognostischen Bewertung eines Stoffes ist ein mit diesem Projekt erstmals verfolgter Ansatz. Er ist wissenschaftlich anspruchsvoll und aus regulatorischer Sicht hoch attraktiv. Weitere rechnerbasierte Methoden bis hin zur Findung von Wirkhypothesen am Bildschirm (in silico-Across-Reading) könnten ihn in naher Zukunft ergänzen.
Bericht herunterladen: http://www.uba.de/uba-info-medien/4149.html
Umweltpreis 2010 der Stiftung Arbeit und Umwelt
31/05/2010
„Energieeffizienz mit Mitarbeiterbeteiligung“
Zu ihrem 20-jährigen Bestehen in diesem Jahr lobt die Stiftung Arbeit und Umwelt der IG BCE einen Umweltpreis zum Thema „Energieeffizienz mit Mitarbeiterbeteiligung“ aus. Der mit insgesamt 25.000 € dotierte Preis wird für „gelungene Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz“ vergeben.Entscheidende Bedingung: Die Maßnahmen müssen mit ihren Produktionsprozessen oder Dienstleistungen unter Einbeziehung ihrer Mitarbeiter einen praktischen Beitrag zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung leisten. Teilnehmen können Unternehmen, Verwaltungen und Einrichtungen aller Branchen und Größen ab 20 Beschäftigten mit Sitz in Deutschland. Die Maßnahme sollte nach dem 01. Januar 2007 erfolgt sein.
Vergeben wird ein erster Preis in Höhe von 10.000 €. Das weitere Preisgeld von 15.000€ kann gegebenenfalls unter mehreren zweiten oder dritten Preisträgern aufgeteilt werden.
Ausschreibung und Teilnahmeunterlagen finden Sie hier: http://www.arbeit-umwelt.de/index.php?id=338&PHPSESSID=00113f911e8c32dd063ce263ef147056
Hormone jetzt auch im Mineralwasser
15/03/2009
von Klemens Gieles
Mineralwasser gilt als besonders rein. Zu dieser Einschätzung ist man geneigt, kommt es doch aus großen Tiefen, ist sehr alt und schließlich ist es gut überwacht, glaubt man der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung vom 01. August 1984 (BGBl. I, S.1036) i.d.F. v. 03. März 2003 (BGBl. I. Nr. 10 vom 19. März 2003, S.352).
Das trifft sicher auch zu. Doch nun haben Forscher der Frankfurter J. W. Goethe-Universität hormonwirksame Substanzen in Mineralwasser entdeckt. In 12 von 20 untersuchten Marken fanden sich so hohe Konzentrationen, wie sie im Abwasser gemessen werden.
Die wie Östrogen wirkenden Substanzen stammen entweder aus verunreinigten Quellen oder wurden beim Herstellungsprozess eingebracht, so die Meinung der Forscher.
Die Stoffe könnten bei Reinigungsprozessen oder durch bekannte Weichmacher wie Bisphenol-A im Plastik der Flaschen freigesetzt worden sein. So war die Konzentration der Substanzen in Plastikflaschen doppelt so hoch wie in Glasflaschen.
"Allerdings haben wir es in der Realität nicht nur mit einer einzelnen Chemikalie, sondern mit einer Vielzahl von Umwelthormonen zu tun", erläutert Prof. Dr. rer. nat. Jörg Oehlmann, Human- und Ökotoxikologe. Um diese so genannten Cocktaileffekte einzubeziehen, hätten sich die Wissenschaftler nicht auf eine einzelne Substanz konzentriert, sondern die gesamte Hormonaktivität der verschiedenen Mineralwasser gemessen.
Mineralwasser gilt als besonders rein. Zu dieser Einschätzung ist man geneigt, kommt es doch aus großen Tiefen, ist sehr alt und schließlich ist es gut überwacht, glaubt man der Mineral- und Tafelwasser-Verordnung vom 01. August 1984 (BGBl. I, S.1036) i.d.F. v. 03. März 2003 (BGBl. I. Nr. 10 vom 19. März 2003, S.352).
Das trifft sicher auch zu. Doch nun haben Forscher der Frankfurter J. W. Goethe-Universität hormonwirksame Substanzen in Mineralwasser entdeckt. In 12 von 20 untersuchten Marken fanden sich so hohe Konzentrationen, wie sie im Abwasser gemessen werden.
Die wie Östrogen wirkenden Substanzen stammen entweder aus verunreinigten Quellen oder wurden beim Herstellungsprozess eingebracht, so die Meinung der Forscher.
Die Stoffe könnten bei Reinigungsprozessen oder durch bekannte Weichmacher wie Bisphenol-A im Plastik der Flaschen freigesetzt worden sein. So war die Konzentration der Substanzen in Plastikflaschen doppelt so hoch wie in Glasflaschen.
"Allerdings haben wir es in der Realität nicht nur mit einer einzelnen Chemikalie, sondern mit einer Vielzahl von Umwelthormonen zu tun", erläutert Prof. Dr. rer. nat. Jörg Oehlmann, Human- und Ökotoxikologe. Um diese so genannten Cocktaileffekte einzubeziehen, hätten sich die Wissenschaftler nicht auf eine einzelne Substanz konzentriert, sondern die gesamte Hormonaktivität der verschiedenen Mineralwasser gemessen.
Unfreiwillige Homöopathie mit bekannten und unbekannten (Neben)wirkungen
08/02/2009
Thema Wasser und Gesundheit
Unfreiwillige Homöopathie mit bekannten und unbekannten (Neben)wirkungen
von Klemens Gieles
Foto: Claudia Hautumm
Klar, kühl und geruchlos sollte es sein, wenn es aus dem Wasserhahn fließt - unser Trinkwasser. Das sind einige Hauptforderungen, die unsere Trinkwasserverordnung an die Wasserqualität des Lebensmittels Nr. 1 stellt. In weiten Teilen Deutschlands kriegen das die Wasserversorger hin. Eben klar - aber nicht rein.
Doch was passiert eigentlich mit all den Medikamenten und ihren Abbauprodukten, die wir in unsere Kläranlagen entlassen? Was eigentlich geschieht mit ihnen, wenn sie in den Klärbecken aufeinander treffen?
Keiner weiß es und deshalb ist jeder von uns gefragt, seine Medikamenteneinnahme nicht nur unter dem Aspekt der Nebenwirkungen am eigenen Körper zu hinterfragen sondern auch unter dem Aspekt der Auswirkungen auf die Umwelt. Nicht zuletzt deshalb, weil sie auf dem Trinkwasserweg wieder in unsere Körper gelangen können.
Auswirkungen auf die Umwelt sind bekannt. So wirken hormonaktive Substanzen aus Weichmachern und weibliche Hormone aus der Antibabypille (Ethinylestradiol) auf männliche Fische bestimmter Arten und bei Kaulquappen dermaßen, dass aus ihnen weibliche Individuen werden.
Im Experiment wurden Kaulquappen im Wasser mit einem Abbauprodukt eines Medikamentes gehalten, das ein Hormon ausschaltet. Das Ergebnis: Die Kaulquappen im sauberen Wasser entwickelten sich normal zu Fröschen, aus den Kaulquappen mit dem Medikament wurden Riesenkaulquappen.
Bedenklich sind die Ergebnisse, die an der Charité in Berlin ermittelt wurden. Dort hat man bei Mäusen Veränderungen an den Hoden festgestellt, deren Muttertiere mit einer umwelttypischen Konzentration an hormonaktiven Substanzen aus „Alltagsplastik“ beimpft hat.
Und noch ein drittes Beispiel: Diclofenac, der Wirkstoff des bekannten Medikaments Voltaren gegen Rheuma und Gelenkschmerzen. Es wird nur unzureichend im Körper genutzt. 70 Prozent davon gelangen unverändert aus dem Körper in die Kanalisation. Mittlerweile lässt es sich im Trinkwasser in geringen Konzentrationen nachweisen. Sicher, man müsste 4000 Kubikmeter davon trinken, um den Wirkstoff einer Tablette zu sich zu nehmen. Unbedenklich seien sie trotz ihrer geringen Konzentration zwischen 1/100 und 1/ Millionstel aber deshalb nicht, so hört man aus dem Umweltbundesamt.
Wissenschaftler vom Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft beobachteten, dass Diclofenac bei Bachforellen Nierenschäden verursachten. Ihre Kollegen vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft in Bern entdeckten eine Immunschädigung bei ihnen. Und das bei den niedrigen Konzentrationen des Wirkstoffes, wie sie heute schon in Oberflächengewässern allgegenwärtig sind.
Nicht nur, wer an die Wirkung der Homöpathie glaubt, ist hier in der Klemme. Er nimmt nämlich eine unter homöopathischen Gesichtspunkten wirksame „Verdünnung“ des Medikaments zu sich – und das ein Leben lang.
Diclofenac ist kein Einzelfall. Nahezu alle Medikamente aus Therapeutik und Diagnostik, auch Kontrastmittel, landen in der Umwelt. Von den rund 3000 Medikamenten-Wirkstoffen können nur 180 nachgewiesen werden, für den Rest und die unzähligen Abbauprodukte müssen erst Nachweismethoden entwickelt werden. Die Gefahr dabei geht weniger von der einzelnen Wirksubstanz als mehr von dem Wirkstoff-Cocktail aus, so das Umweltbundesamt. Aufgrund der Zunahme des Medikamenteneinsatzes durch die alternde Gesellschaft wird eine Steigerung der Konzentration von Medikamentenwirkstoffen im Wasser in den nächsten 20 Jahren von 30 Prozent vorausgesagt.
Foto: Gerd Altmann
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Unfreiwillige Homöopathie mit bekannten und unbekannten (Neben)wirkungen
von Klemens Gieles
Foto: Claudia Hautumm
Klar, kühl und geruchlos sollte es sein, wenn es aus dem Wasserhahn fließt - unser Trinkwasser. Das sind einige Hauptforderungen, die unsere Trinkwasserverordnung an die Wasserqualität des Lebensmittels Nr. 1 stellt. In weiten Teilen Deutschlands kriegen das die Wasserversorger hin. Eben klar - aber nicht rein.
Doch was passiert eigentlich mit all den Medikamenten und ihren Abbauprodukten, die wir in unsere Kläranlagen entlassen? Was eigentlich geschieht mit ihnen, wenn sie in den Klärbecken aufeinander treffen?
Keiner weiß es und deshalb ist jeder von uns gefragt, seine Medikamenteneinnahme nicht nur unter dem Aspekt der Nebenwirkungen am eigenen Körper zu hinterfragen sondern auch unter dem Aspekt der Auswirkungen auf die Umwelt. Nicht zuletzt deshalb, weil sie auf dem Trinkwasserweg wieder in unsere Körper gelangen können.
Auswirkungen auf die Umwelt sind bekannt. So wirken hormonaktive Substanzen aus Weichmachern und weibliche Hormone aus der Antibabypille (Ethinylestradiol) auf männliche Fische bestimmter Arten und bei Kaulquappen dermaßen, dass aus ihnen weibliche Individuen werden.
Im Experiment wurden Kaulquappen im Wasser mit einem Abbauprodukt eines Medikamentes gehalten, das ein Hormon ausschaltet. Das Ergebnis: Die Kaulquappen im sauberen Wasser entwickelten sich normal zu Fröschen, aus den Kaulquappen mit dem Medikament wurden Riesenkaulquappen.
Bedenklich sind die Ergebnisse, die an der Charité in Berlin ermittelt wurden. Dort hat man bei Mäusen Veränderungen an den Hoden festgestellt, deren Muttertiere mit einer umwelttypischen Konzentration an hormonaktiven Substanzen aus „Alltagsplastik“ beimpft hat.
Und noch ein drittes Beispiel: Diclofenac, der Wirkstoff des bekannten Medikaments Voltaren gegen Rheuma und Gelenkschmerzen. Es wird nur unzureichend im Körper genutzt. 70 Prozent davon gelangen unverändert aus dem Körper in die Kanalisation. Mittlerweile lässt es sich im Trinkwasser in geringen Konzentrationen nachweisen. Sicher, man müsste 4000 Kubikmeter davon trinken, um den Wirkstoff einer Tablette zu sich zu nehmen. Unbedenklich seien sie trotz ihrer geringen Konzentration zwischen 1/100 und 1/ Millionstel aber deshalb nicht, so hört man aus dem Umweltbundesamt.
Wissenschaftler vom Bayerischen Landesamt für Wasserwirtschaft beobachteten, dass Diclofenac bei Bachforellen Nierenschäden verursachten. Ihre Kollegen vom Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft in Bern entdeckten eine Immunschädigung bei ihnen. Und das bei den niedrigen Konzentrationen des Wirkstoffes, wie sie heute schon in Oberflächengewässern allgegenwärtig sind.
Nicht nur, wer an die Wirkung der Homöpathie glaubt, ist hier in der Klemme. Er nimmt nämlich eine unter homöopathischen Gesichtspunkten wirksame „Verdünnung“ des Medikaments zu sich – und das ein Leben lang.
Diclofenac ist kein Einzelfall. Nahezu alle Medikamente aus Therapeutik und Diagnostik, auch Kontrastmittel, landen in der Umwelt. Von den rund 3000 Medikamenten-Wirkstoffen können nur 180 nachgewiesen werden, für den Rest und die unzähligen Abbauprodukte müssen erst Nachweismethoden entwickelt werden. Die Gefahr dabei geht weniger von der einzelnen Wirksubstanz als mehr von dem Wirkstoff-Cocktail aus, so das Umweltbundesamt. Aufgrund der Zunahme des Medikamenteneinsatzes durch die alternde Gesellschaft wird eine Steigerung der Konzentration von Medikamentenwirkstoffen im Wasser in den nächsten 20 Jahren von 30 Prozent vorausgesagt.
Foto: Gerd Altmann
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Fachtagung „Umweltgerechtigkeit – die soziale Verteilung von gesundheitsrelevanten Umweltbelastungen“
14/10/2008
…
am 27. und 28. Oktober 2008, Berlin
In Deutschland weisen Untersuchungen darauf hin, dass gesundheitsrelevante Umweltbelastungen je nach sozialer Lage in der Bevölkerung ungleich verteilt sind. Auf einer zweitägigen Fachtagung Ende Oktober in Berlin diskutieren die Teilnehmenden den aktuellen Forschungsstand zum Thema „Umweltgerechtigkeit“ und erarbeiten Empfehlungen für die Politik.
Die Fachtagung richtet sich an Fachleute aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis. Veranstalter ist die Universität Bielefeld – Fakultät für Gesundheitswissenschaften – im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) und des Umweltbundesamtes (UBA).
Quelle: Umweltbundesamt
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In Deutschland weisen Untersuchungen darauf hin, dass gesundheitsrelevante Umweltbelastungen je nach sozialer Lage in der Bevölkerung ungleich verteilt sind. Auf einer zweitägigen Fachtagung Ende Oktober in Berlin diskutieren die Teilnehmenden den aktuellen Forschungsstand zum Thema „Umweltgerechtigkeit“ und erarbeiten Empfehlungen für die Politik.
Die Fachtagung richtet sich an Fachleute aus Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Praxis. Veranstalter ist die Universität Bielefeld – Fakultät für Gesundheitswissenschaften – im Auftrag des Bundesumweltministeriums (BMU) und des Umweltbundesamtes (UBA).
Quelle: Umweltbundesamt
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Ressourcenverbrauch: Menschheit lebt seit 23. September auf Pump
09/10/2008
Quelle:
Rat für Nachhaltige
Entwicklung
Am 23. September war „Earth Overshoot Day“ – seitdem sind rein rechnerisch alle natürlichen und regenerierbaren Ressourcen, die die Erde dieses Jahr zur Verfügung stellen kann, verbraucht. Jahr für Jahr fällt dieser Tag der Ökologischen Überschuldung auf ein früheres Datum, 2007 lag er noch auf dem 06. Oktober.
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Am 23. September war „Earth Overshoot Day“ – seitdem sind rein rechnerisch alle natürlichen und regenerierbaren Ressourcen, die die Erde dieses Jahr zur Verfügung stellen kann, verbraucht. Jahr für Jahr fällt dieser Tag der Ökologischen Überschuldung auf ein früheres Datum, 2007 lag er noch auf dem 06. Oktober.
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Umweltgutachter setzen beim Klimawandel auf hohe Energieeffizienz
23/09/2008
Geschrieben von: Klemens Gieles
Bundestag - 19.09.2008
Berlin: (hib/FAL)
In seinem Gutachten 2008 hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) die Bedeutung der Energieeffizienz als Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Klimastrategie hervorgehoben. Außerdem sei Energieeffizienz der profitabelste Weg.
Ein 34-seitiges Klimaschutz-Kapitel erläutert die Klimaschutz-Grundlagen. Als alarmierend werden die notwendigen CO2-Reduktionserfordernisse von 50 bis 85% bis 2050 (gegenüber 2000) global bezeichnet.
Die begonnene Klimapolitik Deutschlands sei grundsätzlich zu begrüßen. In Teilbereichen wie der Stromeinsparung seien jedoch sachlich nicht gerechtfertigte Einschränkungen vorgenommen worden. Der Steigerung der Energieeffizienz komme daher besondere Bedeutung zu. Energieeffiziente Maßnahmen bei hohen Energiepreisen, verbunden mit Innovationen seien monetäre Anreize, die Reduktionsziele zu erreichen. Schwerpunkte der Effizienzstrategie seien Gebäude, Energie verbrauchende Geräte und Verkehr. Hier seien hohe ungenutzte Potenziale vorhanden.
Bei den energieverbrauchenden Geräten wird der "Top-Runner", das marktbeste Gerät, als immer wieder zu erreichender Standard favorisiert. Die europäische Öko-Design-Richtlinie für Energie verbrauchende Produkte solle schneller, anspruchsvoller und zunächst mit Ausrichtung auf Energieeffizienz umgesetzt werden.
Die ungenutzten wirtschaftlichen Potenziale der Energieeffizienz-Steigerung belegten, dass die Marktakteure noch unzureichend auf die schwindenden Energievorräte reagieren. Verbraucher seien schlecht über den Stromverbrauch von Haushalts- und Bürogeräten informiert.
mehr unter:
Unterrichtung durch die Bundesregierung
Umweltgutachten 2008 des Sachverständigenrates für Umweltfragen – Umweltschutz im Zeichen des Klimawandels [600 S., 5 MB]
besuchen Sie auch:
www.energieeffizienz.jetzt.de
Kampagne
■■■ energieeffizienz – jetzt!
für Haushalte und Unternehmen
Bundestag - 19.09.2008
Berlin: (hib/FAL)
In seinem Gutachten 2008 hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) die Bedeutung der Energieeffizienz als Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Klimastrategie hervorgehoben. Außerdem sei Energieeffizienz der profitabelste Weg.
Ein 34-seitiges Klimaschutz-Kapitel erläutert die Klimaschutz-Grundlagen. Als alarmierend werden die notwendigen CO2-Reduktionserfordernisse von 50 bis 85% bis 2050 (gegenüber 2000) global bezeichnet.
Die begonnene Klimapolitik Deutschlands sei grundsätzlich zu begrüßen. In Teilbereichen wie der Stromeinsparung seien jedoch sachlich nicht gerechtfertigte Einschränkungen vorgenommen worden. Der Steigerung der Energieeffizienz komme daher besondere Bedeutung zu. Energieeffiziente Maßnahmen bei hohen Energiepreisen, verbunden mit Innovationen seien monetäre Anreize, die Reduktionsziele zu erreichen. Schwerpunkte der Effizienzstrategie seien Gebäude, Energie verbrauchende Geräte und Verkehr. Hier seien hohe ungenutzte Potenziale vorhanden.
Bei den energieverbrauchenden Geräten wird der "Top-Runner", das marktbeste Gerät, als immer wieder zu erreichender Standard favorisiert. Die europäische Öko-Design-Richtlinie für Energie verbrauchende Produkte solle schneller, anspruchsvoller und zunächst mit Ausrichtung auf Energieeffizienz umgesetzt werden.
Die ungenutzten wirtschaftlichen Potenziale der Energieeffizienz-Steigerung belegten, dass die Marktakteure noch unzureichend auf die schwindenden Energievorräte reagieren. Verbraucher seien schlecht über den Stromverbrauch von Haushalts- und Bürogeräten informiert.
mehr unter:
Unterrichtung durch die Bundesregierung
Umweltgutachten 2008 des Sachverständigenrates für Umweltfragen – Umweltschutz im Zeichen des Klimawandels [600 S., 5 MB]
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www.energieeffizienz.jetzt.de
Kampagne
■■■ energieeffizienz – jetzt!
für Haushalte und Unternehmen
"Energie effizienter nutzen!"
25/08/2008
geschrieben von Klemens Gieles
Kampagne für mehr Energieeffizienz gestartet
Das Kampagnen-Bündnis "energieeffizienz - jetzt!" hat wirksame Maßnahmen zur Steigerung der effizienten Nutzung von Energie in Haushalten und Unternehmen gefordert. Bisher sei die Bundesregierung ihrer Ankündigung, Spitzenreiter bei der Energieeffizienz zu werden, nicht nachgekommen.
Die jüngsten Beispiele ihrer Politik seien ein schwaches Gesetz zur Förderung der effizienten Kraft-Wärme-Kopplung und ordnungsrechtliche Vorschriften für die Gebäudedämmung, die weit hinter den Ankündigungen zurückblieben. Wirkungsvolle Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs fehlten fast völlig.
Das Kampagnen-Bündnis "energieeffizienz - jetzt!" ist ein Zusammenschluss von Deutschem Naturschutzring (DNR), dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und dem Öko-Institut. Lesen Sie mehr...
Kampagne für mehr Energieeffizienz gestartet
Das Kampagnen-Bündnis "energieeffizienz - jetzt!" hat wirksame Maßnahmen zur Steigerung der effizienten Nutzung von Energie in Haushalten und Unternehmen gefordert. Bisher sei die Bundesregierung ihrer Ankündigung, Spitzenreiter bei der Energieeffizienz zu werden, nicht nachgekommen.
Die jüngsten Beispiele ihrer Politik seien ein schwaches Gesetz zur Förderung der effizienten Kraft-Wärme-Kopplung und ordnungsrechtliche Vorschriften für die Gebäudedämmung, die weit hinter den Ankündigungen zurückblieben. Wirkungsvolle Maßnahmen zur Reduzierung des Stromverbrauchs fehlten fast völlig.
Das Kampagnen-Bündnis "energieeffizienz - jetzt!" ist ein Zusammenschluss von Deutschem Naturschutzring (DNR), dem Bundesdeutschen Arbeitskreis für umweltbewusstes Management (B.A.U.M.), dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), der Deutschen Umwelthilfe (DUH) und dem Öko-Institut. Lesen Sie mehr...