Antioxidantien - Freund oder Feind

Geschrieben von: Klemens Gieles

Das Internet ist voll von Angeboten mit Nahrungsergänzungsmitteln, die Antioxidation enthalten. Sie werden als Radikalefänger angepriesen, teilweise sogar schon Lebensmitteln beigemischt. Sie sind oft Kombinationen aus den Vitaminen A, C, und Betacarotin (aus Karotten), Lykopen (aus Tomaten) sowie Zink und Selen, denen als Einzelsubstanz schützende Wirkungen vor Krebs und Alterung zugeschrieben werden.
Unter dem Titel „Antioxidants - friend or foe?“ beleuchtet Hans Meffert vom Dermatologischen Zentrum in Berlin die Kehrseite der Einnahme von Antioxidatien.

Dass freie Radikale nicht nur Angreifer auf das Zellsystem, sondern ebenso Schützer sein können, wird damit erklärt, das der Energiestoffwechsel (bei der Zellatmung, bzw. der Atmungskette) und die Abwehr von Krankheitserregern und körperfremder Strukturen durch neutrophile Granulozyten (weiße Blutkörperchen) auf die Bildung freier Radikale angewiesen ist.

Derer noch nicht genug. Gerade Betacarotin und Vitamin C können unter bestimmten Bedingungen die Oxidation, den eigentlichen zellschädigenden Vorgang, fördern.
Antioxidantien haben demnach zwei Seiten - eine erwünschte und eine unerwünschte. Hoch dosierte Betacarotingaben bei Rauchern führten zum Anstieg des Lungenkrebsrisikos. Auch in einer Doppelblindstudie bei Personen mit Dickdarmpolypen wurden interessante Ergebnisse hinsichtlich der negativen Wirkungen der Antioxidantien (täglich 25 mg Betacarotin, kombiniert mit 1000 mg Vitamin C, 400 mg Vitamin E) sichtbar: deutliche Minderung der Entstehung von Dickdarmpolypen bei Nichtrauchern und Nichttrinkern, Verdopplung des Risikos für diejenigen, die Zigaretten rauchen und jeden Tag mehr als ein alkoholhaltiges Getränk konsumieren.

Ein Großteil der freien Radikale entstehen durch UV-Licht in der Haut. Es ist unklar, wie die Reaktionen zwischen Radikalen und Antioxidantien in diesem Organ ablaufen.
Aufgrund weltweiter Studien wird empfohlen, keine Nahrungergänzungsmittel zur Krebsprävention zu verwenden, weil das Risiko-Nutzen-Verhältnis nicht zuverlässig vorhergesagt werden kann. Das aktuelle Merkblatt des National Cancer Institute (Nationales Krebsforschungsinstitut) der USA trifft als Hauptaussagen: "Labor- und Tierforschung haben gezeigt, dass Antioxidantien helfen, den durch freie Radikale hervorgerufenen Schaden in Zusammenhang mit Krebs zu verhindern. Jedoch stimmen aktuelle klinische Studien in der Bevölkerung damit nicht überein. Antioxidantien werden von einer gesunden Ernährung geliefert, die eine Vielzahl von Früchten und Gemüse einschließt."

Und eine Meta-Analyse schlussfolgerte, dass eine Behandlung mit Betacarotin, Vitamin A und Vitamin E die Sterblichkeit steigern könnte.
Meffert fasst zusammen, dass es bislang keine ausreichenden Studien gibt, die nachweisen, dass die Haut durch die Gabe von Antioxidantien zu günstigen oder ungünstigen Wirkungen führt. Er zitiert H. S. Black: „At present, betacarotene use as a dietary supplement for photoprotection should be approached cautiously“ („Zur Zeit sollte an eine Verwendung von Betacarotin als Nahrungsergänzungsmittel mit Vorsicht herangegangen werden.")